Von Helmut Will
Bei unserem letzten Treffen durften wir Helmut Will als Gast begrüßen. Dank ihm konnten wir unsere Arbeit wieder einmal in der Presse vorstellen. Erschienen sind die Artikel in der Neuen Presse, der Mainpost und dem Fränkischen Tag. Vielen Dank dafür!

Diese acht Frauen waren beim Gruppentreffen am 14. Juni dabei. Hier präsentieren sie das neue „Roll-Up“ der Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfe beim Landratsamt Haßberge, der sie sich angeschlossen haben. Dritte von rechts, Gruppenleiterin Patricia Walter. Foto: Helmut Will
Ebern – Es ist ein Mittwoch. Wieder einmal haben sich acht Frauen der „Busenfreunde Ebern“ in einem Nebenraum einer Gaststätte in Ebern zu ihrem monatlichen Treffen eingefunden. Sie diskutieren rege, fröhlich und gelaunt miteinander. Auf einem Nebentisch steht eine quadratische Box, deren Deckel an dieser lehnt. Diese Box steht symbolisch hier, erklärt die Leiterin der Gruppe, Patricia Walter. Alles könne in die Box rein gepackt werden, Sorgen, Nöte, Hoffnungen, Wünsche, nichts was hier gesprochen werde dringt nach außen. Deshalb wird die Box nach den Gesprächen bis zum nächsten Treffen verschlossen.
Seit dem 4. Februar 2021, es war Weltkrebstag, gibt es in Ebern die Selbsthilfegruppe „Busenfreunde-Ebern.“ Es handelt sich um eine Gruppe für Frauen, die von Brustkrebs betroffen sind. Gegründet haben diese Gruppe die damals 37jährige Patricia Walter zusammen mit Melanie Joppek (49), beide aus Ebern. Neun Mitglieder hatte die Gruppe im Gründungsjahr. Sie bietet einen geschützten Rahmen für den Austausch von Erfahrungen, Informationen und Tipps rund um das Thema Brustkrebs. Jetzt, zwei Jahre und vier Monate nach der Gründung, kann die Gruppe auf eine erfolgreiche Arbeit zurückblicken und vollen Mutes nach vorne blicken. Frauen im Alter von 26 bis 70 Jahren haben sich der Gruppe angeschlossen. „Wir sind offen für jedes Alter, jederzeit sind uns betroffene Frauen willkommen“, sagt Patricia Walter, die seit Gründung als Gruppenleiterin fungiert. Sie betont, dass kein Zwang besteht, die Gruppenstunden zu besuchen, das könne jeder halten wie er möchte. Patricia erinnert sich an ihr eigenes Schicksal: „Für mich brach zunächst eine Welt zusammen, als ich von der niederschmetternden Diagnose erfuhr.“ Halt hat sie in ihrer Familie mit ihrem Mann Stephan, der sie zu jedem Termin begleitet hat und ihren zwei Töchtern gefunden. Schon damals fand die tapfere Frau es wichtig, offensiv mit der Krankheit umzugehen und das ist ihre Meinung auch noch nach einigen Jahren. Zurückgezogen hat sie sich nie und hat keinerlei Probleme offen über die Krankheit Brustkrebs zu sprechen. „Das war gut so, ich bin daran gewachsen“, sagt die Mutter von zwei Töchtern, die heute zwölf und zehn Jahre alt sind. Die Familie, die Kinder, gehen einem bei solchen Diagnosen besonders durch den Kopf.
Mit in der Gruppe dabei ist an diesem Tag auch Michaela Tonscheidt aus Ebern. Sie ist heute 50 Jahre alt und hat von ihrer Brustkrebsdiagnose im Alter von 47 Jahren erfahren. „Das kam zunächst gar nicht so richtig bei mir an, erst später, als ich durch die Antikörpertherapie durch war, wurde es mir so richtig bewusst, dass ich Krebs habe“, sagt Michaela. Sie wollte die schlimme Diagnose, so meint sie, zuerst nicht an sich ran lassen. „Ihren Krebs“ habe sie den Namen „Jo“ gegeben, das Wort der Krankheit wollte sie so wenig als möglich gebrauchen. Michaela denkt kurz nach: „Alles hat sich nach der Diagnose für mich verändert und wenn ich heute so überlege, nicht alles zum Schlechtesten“, sagt sie. Die Industriearbeiterin ist geschieden und kinderlos. Operiert wurde sie in Erlangen, erstmals im September 2020 und dann noch einmal um Ostern 2021. Zurzeit sei sie „krebsfrei“ und sie hofft sehr, dass es so bleibt, wobei sie weiß, dass es keine Garantie dafür gibt. In der schweren Zeit sei sie weitestgehend auf sich selbst gestellt gewesen, hätte sich gewünscht jemanden an ihrer Seite zu haben, der sie begleitet. Derzeit befindet sie sich im Nachsorgeprogramm. Was rät sie betroffenen Frauen? „Alles zu tun, was von der Schulmedizin empfohlen wird“, kommt es wie aus der Pistole geschossen aus ihrem Mund. Wichtig sei es auch offen mit der Krankheit umzugehen, man sollte sich nicht scheuen mit Freunden, dem Arbeitgeber oder auch Arbeitskollegen darüber zu sprechen. Michaela ist von Anfang an bei den „Busenfreunden Ebern“ mit dabei. „Bisher habe ich noch nicht erleben müssen, dass jemand aus unserer Gruppe verstorben ist, Gott sei Dank, ich hoffe, dass bleibt auch so“, sagt Michaela. Auch in einem „Krebsforum“ tauscht sie sich mit anderen Betroffenen aus. Da sei immer, zu jeder Tages- und Nachtzeit jemand online, mit dem man chatten kann.
Von Anfang an stand Patricia Walter mit ihrer Gruppe im Austausch mit der Bayerischen Krebsgesellschaft, Krebsberatungsstelle (KBS) Bamberg. Von dort bekam man Tipps und Unterstützung im Umgang mit der Krankheit und auch für die Arbeit in der Gruppe. Bettina Prechtl ist die Leiterin der KBS Bamberg und seit Gründung der „Busenfreunde Ebern“ mit im Boot. „Die Gründung der neuen Selbsthilfegruppe Busenfreunde in Ebern ist eine großartige Bereicherung für betroffene Frauen in der Region“, sagt Bettina Prechtl. Der Austausch untereinander und die Hilfe und Unterstützung, die sich die Betroffenen in den Gruppen im persönlichen Kontakt zukommen lassen, bleibe auch im Zeitalter der sozialen Medien ein nicht zu ersetzender, unschätzbarer Wert. Besonders gelungen findet sie den Namen „Busenfreunde“, den sich die Selbsthilfegruppe in Ebern mit Patricia Walter an der Spitze gegeben hat. Patricia Walter sagt, dass sich die Gruppe einmal pro Monat zwanglos treffe, aber auch sonst ein reger Austausch über die WhatsApp-Gruppe vorhanden sei. Unterstützung erfahren die „Busenfreude“ bei allen Anliegen auch über die Kontakt- und Informationsstelle (KOS) beim Landratsamt Haßberge. Hier zeigt Patricia auf das „Roll-Up“, welches im Raum steht. Kooperationspartner sei man beim Onkologischen Zentrum des Klinikums Bamberg. Die Gruppenleiterin weißt auf verschiedene Veranstaltungen hin. So hatte man jemandem zu einem „Glückscoaching“ zu Gast, hörte einen Vortrag über die Versorgung von brustoperierten Frauen, war zu Gast beim onkologischen Patienteninformationstag am Klinikum Bamberg. „Ziel unserer Gruppe ist es vor allem das wir füreinander da sind, wir tun uns gut“, sagt Patricia und die Gruppenmitglieder nicken zustimmend. In der Gruppe, aber auch über soziale Medien, klären die „Busenfreunde“ über Krebsfrüherkennung auf. Ihnen ist es wichtig, dass alle Frauen Vorsorgeuntersuchungen wahr nehmen und auch selbst auf ihren Körper achten.
Auf ihren Körper geachtet hat auch Kristina Bernstein aus Ermershausen. „Ich habe bei mir Ende 2019 einen Knoten getastet“, sagt die 51jährige verheiratete Mutter einer heute 18jährigen Tochter. Bis sie einen Termin in einer Klinik hatte, wurde es Januar 2020. „Die Zeit um die Jahreswende war für mich belastend, die Ungewissheit hat mir ganz schön zugesetzt“, sagt Kristina. Dann stand die Diagnose „Brustkrebs“ fest. Zum Glück sei sie an eine Oberärztin geraten, die es verstanden habe, ihr alles ruhig und schonend zu erklären. Diese Ärztin habe ihr einfühlsam den Weg aufgezeigt, den sie ab sofort gehen müsse, mit allen möglichen Konsequenzen. „Das hat mich trotz der schlimmen Diagnose doch einigermaßen beruhigt“, erinnert sich Kristina. Die erste Chemo wurde bei ihr von Februar bis August 2020 durchgeführt, die Operation war im August 2020. Danach gab es im Herbst insgesamt 29 Bestrahlungen. Plötzlich erhellt sich das Gesicht von Kristina: „Erst gestern war ich bei der Nachsorge und alles ist in Ordnung“, sagt sie mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck – Freudentränen lassen ihre Augen feucht werden. Auch sie ist von Anfang an in der Gruppe der „Busenfreunde Ebern.“ Unterstützung hatte sie stets von ihrer Familie und auch von Freunden und Bekannten. „Das hat mir sehr gut getan und mir geholfen, dafür bin ich heute noch sehr dankbar“, sagt Kristina. Sie rät allen Betroffenen immer gegen den Krebs zu kämpfen, nie, auch bei Rückschlägen nicht aufzugeben, sich damit zu befassen, das gebe Sicherheit. Sieht man die Frauen fröhlich am Tisch sitzen merkt man, dass diese Treffen allen gut tun, ja, dass hier Freundinnen sitzen, die mutig und voller Zuversicht ihr gemeinsames Schicksaal meistern und Kraft haben, anderen Betroffenen zu helfen. Wer sich über diese Gruppe informieren möchte, kann dies auf ihrer Internetseite unter www.busenfreunde-ebern.de oder auch bei Facebook tun. Wer die tapfere Gruppe in ihrer Arbeit unterstützen möchte kann spenden: Sparkasse Schweinfurt-Haßberge, IBAN: DE60 7935 0101 0021 870969, BIC: BALADEM1KSW.

